Institut für Erziehungswissenschaft

Wissenschaftliches Arbeiten

Hinweise zum wissenschaftlichen Arbeiten

Wissenschaft geht von der Vorstellung aus, auf begründete Art und Weise an Erkenntnisse zu gelangen, die über die Ungeprüftheit und Beliebigkeit intuitiver Richtigkeit und subjektiver Lebenserfahrung hinausreichen (Bieker & Westerholt, 2021, S. 63). Umgekehrt könnte man auch sagen, dass es, um zu solchen Erkenntnissen zu gelangen, eben einer wissenschaftlichen Arbeitsweise bedarf.

Eine Herangehensweise, die sich als wissenschaftliche bezeichnen möchte, sollte sich an den folgenden Kriterien messen lassen und diesen letztlich auch genügen. Zu diesen zählt, dass sich die Arbeit durch ein gezieltes, begründetes, systematisches, offenes, kritisches sowie überprüfbares Vorgehen auszeichnet und keinen allgemeingültigen Wahrheitsanspruch erhebt.

Gezieltes Vorgehen

Unter einem gezielten Vorgehen kann unter anderem eine klar formulierte und ausgerichtete Forschungsfrage, die Entschlüsselung, Definition und präzise Verwendung von Begriffen, das Heranziehen von passenden Theorien sowie die Auswahl einer spezifischen Stichprobe verstanden werden.

Begründetes Vorgehen

Um als wissenschaftliche Arbeit gewertet werden zu können, müssen die einzelnen Schritte, die im Forschungsprozess vorgenommen bzw. gegangen wurden, begründet werden. Dies gilt für den Theorieteil, in dem nicht nur dargestellt, sondern auch argumentiert wird, warum welche Begriffe, Theorien und Literatur zur Klärung der Forschungsfrage herangezogen wurden. Hieraus ergibt sich, dass nicht alle studierten Quellen Teil der Arbeit werden.

Argumentieren bedeutet in diesem Zusammenhang, dass zu einer zuvor formulierten These Gründe, Belege oder auch Fälle für deren Gültigkeit angeführt oder dass logische Schlussfolgerungen aus vorher aufgestellten Prämissen gezogen werden.

Für den Methodenteil wird in der gleichen Art und Weise vorgegangen. Es wird dargelegt, warum welche Methoden (nicht) geeignet sind und deshalb (nicht) ausgewählt wurden.

Systematisches Vorgehen

Die Grundlage für die Überschreitung der subjektiven Lebenserfahrung und -ansichten ist ein Verfahren, welches von der individuellen Person, die die Untersuchung durchführt, unabhängig ist. Das Vorgehen richtet sich vielmehr an Prinzipien, Methoden und Gütekriterien des Forschungsbereichs aus und folgt damit bestimmten fachlich anerkannten Systematiken.

Offenes Vorgehen

Im ersten Augenblick mag das offene Vorgehen im direkten Widerspruch zum systematischen zu stehen. Allerdings ist hiermit gemeint, dass offen an das jeweilige Thema, die Proband*innen sowie auch an die Interpretation der Ergebnisse herangegangen werden sollte. Vorannahmen oder die Antizipation von bzw. der Wunsch nach bestimmten Ergebnissen können auch unwillentlich den Ausgang der Forschung beeinflussen. Darüber hinaus eine willentliche Beeinflussung, im Sinne einer Manipulation von Daten, um beispielsweise Unstimmigkeiten zu verbergen, in keiner Weise mit einer guten wissenschaftlichen Praxis übereinzubringen.

Kritisches Vorgehen

Eine wissenschaftliche Arbeit zeichnet sich insbesondere durch ein kritisches Vorgehen aus. Wie dieses umgesetzt werden kann, lässt sich – exemplarisch dargestellt – anhand der vier Stufen nachvollziehen, die Klaus Samac et al. (2014, S. 136) zur Beurteilung von Haus- und Abschlussarbeiten heranziehen:

1. Stufe: Relevante Literatur zur Problemstellung wurde gefunden und beschrieben.

2. Stufe: Unterschiedliche Meinungen zur forschungsleitenden Frage wurden dargestellt.

3. Stufe: Verschiedene Positionen wurden nicht nur gegenübergestellt, sondern auch beurteilt und interpretiert.

4. Stufe: Eigene Lösungsansätze (mit Bezug auf Literatur) zur Problemstellung wurden entwickelt.

Als kritisch können Arbeiten also erst ab Stufe 3 bezeichnet werden, wenn sie Gegebenes hinterfragen, Bezüge zwischen verschiedenen Ansätzen herstellen, Unstimmigkeiten, Widersprüche und Lücken aufzeigen, sich aufgrund von Argumenten ein Urteil bilden sowie mögliche Probleme und Konsequenzen schlussfolgern.

Überprüfbares Vorgehen

Ein weiteres Kriterium für wissenschaftliche Arbeiten ist ihre Überprüfbarkeit. Eine wissenschaftliche Arbeit geht nämlich nicht nur selbst kritisch in ihrer Analyse vor, sondern setzt sich entschieden der Kritik anderer aus, indem sie die einzelnen Verfahrensschritte dem tatsächlichen Vorgehen entsprechend präzise, transparent sowie für Außenstehende nachvollziehbar wiedergibt. Zudem werden Gedanken anderer Personen und Belege durch eindeutige Quellenangaben (Verweis auf die entsprechende Seite) gekennzeichnet und im Literaturverzeichnis aufgeführt.

Kein allgemeingültiger Wahrheitsanspruch

Zur Nachvollziehbarkeit, wie die Ergebnisse bzw. Schlussfolgerung zustande gekommen sind, gehört es auch, die Bedingungen und Umstände der Daten- und Wissensproduktion sowie mögliche daraus resultierende Begrenzungen aufgezeigt werden. Hieraus folgt, dass die gewonnenen Erkenntnisse jeweils nur als situatives Wissen, weil es in einem spezifischen Kontext entstanden ist, sowie als vorläufiges Wissen, da es durch weiterführende Forschung möglicherweise entkräftet wird, begriffen werden kann.

Empfehlungen

Zur Orientierung: Wie kann ein wissenschaftlicher Artikel aussehen?

Zur Vertiefung: Was heißt wissenschaftliches Arbeiten?

  • Bieker, Rudolf & Westerholt, Nina (2021). Soziale Arbeit studieren. Leitfaden für wissenschaftliches Arbeiten und Studienorganisation. Kohlhammer.
  • Roos, Markus & Leutwyler, Bruno (2022). Wissenschaftliches Arbeiten im Lehramtsstudium. Recherchieren, schreiben, forschen. hogrefe.
  • Rost, Friedrich (2018). Lern- und Arbeitstechniken für das Studium. Springer VS.

Zum Austausch: Welche Unterstützungsangebote gibt es?

  • Werkstatt zum wissenschaftlichen Arbeiten
    • mit Peer-Beratung zu Haus- und Abschlussarbeiten
    • begleitet durch Mitarbeiter*innen der Professur für Sozialpädagogik und ihre Didaktik
    • Bei Interesse einfach Kontakt mit den Mitarbeiter*innen des Arbeitsbereichs aufnehmen!
  • wort.ort zum wissenschaftlichen Schreiben
    • mit verschiedenen Workshopangeboten zu unterschiedlichen Terminen

Literatur

Bieker, Rudolf & Westerholt, Nina (2021). Soziale Arbeit studieren. Leitfaden für wissenschaftliches Arbeiten und Studienorganisation. Kohlhammer.

Samac, Klaus; Prenner, Monika & Schwetz, Herbert (2014). Die Bachelorarbeit an Universität und Fachhochschule. Ein Lehr- und Lernbuch zur Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten. Facultas.